Die an der Moselstraße, dem Landtag gegenüber vorhandene Blockstruktur der dortigen Wohnbebauung wird konsequent fortgesetzt und gibt den im näheren Umfeld stehenden Solitär-Bauten des „Medienhafens” die städtebaulich notwendige optische Ruhe. Hierzu gehört auch das 19- geschossige Wohnhochhaus, welches von uns nicht als Solitärbau entworfen wurde, sondern aus der Blockrandbebauung herauswächst.
In seiner Grundriß-Stellung im Verhältnis zum Rheinufer nimmt es die klassische Düsseldorfer Hochhaustradition auf, wie es an dem Mannesmann (heute Vodafone) – Ensemble von Peter Behrens und Paul Schneider-Esleben abzulesen ist.
Hier, in der Achse des von uns geplanten neuen Hochhauses, stand einst in dem jetzigen weitläufigem Park das sehr schöne Studienhaus von Bernhard Pfau. Es wurde am 20.Mai 1967 eröffnet, im Jahre 1990 unter Denkmalschutz gestellt und im Jahre 1997 abgerissen. Hingegen mußte der krüppelgewalmte Kindergarten an der Ecke Fürstenwall/Neusserstraße aufgrund einer Bürgerinitiative erhalten werden, obwohl wir sowohl im Wettbewerbsentwurf als auch im Zuge der weiteren Planung mehrere größere, neue, in das Projekt integrierte Kindergärten entworfen hatten. Wir haben nun in unserer Planung dafür gesorgt, daß die Kinder nicht auf kahle Giebel, sondern auf Aufzüge und Treppenanlagen hinter großflächigen Lamellenverglasungen schauen.
Der Blockinnenhof ist mit dem Landschaftspark über einen 11 Meter breiten Durchgang zwischen Hochhaus und Randbebauung verbunden. So geht der Innenhof über in den Landschaftspark. Die Außenanlagen beider Bereiche wurden in Absprache mit uns zusammenhängend von dem Landschaftsarchitekten Georg Penker geplant. Die vorhandenen großen, alten Bäume haben wir erhalten und hier die Tiefgarage ausgespart. Die Wohnungen in der 6-geschossigen Randbebauung haben stets Sichtbeziehungen sowohl zum Innenhof als auch nach außen, zum Landschaftspark, bzw. zum Fürstenwall hin. Das Grün der Gartenanlagen reicht bis an die Gebäudekanten. Jede Wohnung hat eine große, geräumige Loggia/Balkon und direkten Zugang zu der Tiefgarage. Der Baukörper ist weiß verputzt über einem geschosshohen Keramiksockel.
Die im Bebauungsplan vorgesehenen Büroflächen sind in einem Block an der Neusser-/Ernst-Gnoß-Straße konzentriert mit separaten Zugängen, auch um eine größtmögliche Variabilität der Nutzung zu ermöglichen.
Wir waren uns bei dem Entwurf des Wohn-Hochhauses bewußt, daß dieses stadtbildprägend in die Silhouette der Rheinfront eingreift. Um eine möglichst klare Form zu finden, galt es, die Kleinteiligkeit des Bauprogramms mit den geforderten unterschiedlich großen Wohnungen, den sehr unterschiedlich großen Zimmern, Bädern, WC´s zu Gunsten der Einheit des Erscheinungsbildes einer Großform zu optimieren.
Dies steht im Gegensatz zu der Organisation eines Verwaltungsbaus mit seinen gleichförmigen, stapelbaren Büroeinheiten, bei dessen Entwurf die Formfindung naturgemäß einfacher ist.
Dient doch ein Wohnhaus dem privaten Leben, so gilt es unbedingt von innen nach außen zu entwerfen und gleichzeitig für das Ganze eine einheitliche Struktur zu finden. Die Mathematik klarer, euklidischer Körper bestimmen die Form und die Einzelheiten der Gestaltung, der Details. Das 19-geschossige Wohnhochhaus ist in zwei Scheiben gegliedert, um ein möglichst schlankes Erscheinungsbild zu erreichen.
Vom 2. bis zum 16. Obergeschoss sind auf jeder Etage auf Wunsch des Bauherrn 5 Wohnungen vorgesehen. Ursprünglich hatten wir hier nur vier Wohnungen pro Geschoß geplant, und zwar so, daß diese ohne Schwierigkeiten miteinander verbunden zu größeren Einheiten zusammengelegt werden konnten. Vom 17. bis zum 19. Obergeschoss sind auf jeder Ebene 2 Wohneinheiten, die obersten mit jeweils einer Terrasse auf dem Dach . Ebenso, wie den Wohnungen des 16. Obergeschosses Terrassen auf dem Dach des 15. OG vorgelagert sind. Die Fassaden sind grundsätzlich mit großformatigen roten Tonplatten verkleidet.
Die nördliche, weiter hinaufragende Hochhausscheibe ist als Glaskörper entworfen mit einer zum Rhein hin gerundeten Aluminium-Elementfassade. Diese Rundungen heben den Baukörper optisch heraus und betonen das Erscheinungsbild dieses weithin sichtbaren Wohnhochhauses vor der Stadtkulisse der Landeshauptstadt. Die hohe Attika verbirgt den Kran der Fensterputzanlage. Der Erschließungskern mit einem innen liegendem Feuerwehraufzug und nach Absprache mit dem Brandschutz zum gleichen Vorraum weisenden zwei verglasten Personenaufzügen, hat auf allen Ebenen Tageslicht. Von diesem und den Personenaufzügen haben Bewohner und Besucher einen freien Blick über den Rhein und die Stadt.
Art: Neubau
Ort: Düsseldorf
Bauherr: Bayerische Hausbau GmbH, NL Düsseldorf
Bauzeit: 1996-2002
Fotografien:
Manos Meisen, Düsseldorf
Mitarbeiter:
Mark Altgassen, Marius Dittrich, Bettina Knüvener, Christian Klöser, Christian Schardt, Steffi Wimmershoff, Cordula Zorn